Die Ursprünge der traditionellen thailändischen Druckmassage (Nuad Phaen Boran) reichen mehr als 2500 Jahren zurück. Als ihr Begründer gilt der nordindische Arzt Jivaka Kumar Bhaccha, ein Leibarzt des Königs Bimbisara von Magadha. Kumar Bhaccha, der in der Zeit Buddhas lebte, war auch Arzt der buddhistischen Mönchsgemeinde. Durch die Verbreitung des Buddhismus nach Südostasien im dritten oder zweiten Jahrhundert v. Chr., gelangte dieses weitergegebene Wissen über die Ausbreitung des Buddhismus durch Mönchsorden nach Thailand, wurde hier in den Mönchsklostern konserviert und auch in der Technik weiterentwickelt. Auch chinesische Einflüsse, wie etwa das Wissen um das Meridian-System. wie es in der Akupunktur verwendet wird, flossen mit ein und bereicherten das medizinisch ausgelegte System der Thai-Massage zu einem eigenständigem System, ergänzt und weiter entwickelt durch die Studien und Erfahrungen forschender, wissbegieriger Mönche, die zusätzlich im Umfeld existierendes Wissen um Heilpraktiken und -methoden in das Behandlungsmodell integrierten.

Die Kenntnisse um die althergebrachte Massage und andere Heilkünste wurden sowohl in den Mönchsklostern, als auch in den Familien gelehrt und praktiziert. Da der Großteil der Bevölkerung weder lesen noch schreiben konnte, wurde dieses Wissen zum größten Teil mündlich weitergegeben. Aber in den Klöstern, die auch Zentren von Wissen und Bildung waren, wurden die medizinischen Kenntnisse auch schriftlich (auf Palmblättern) festgehalten, um die Lehren auch einem weiteren Publikum zugänglich zu machen und künftigen Generationen zu erhalten.

Leider sind viele der Schriften zu den Ursprüngen der 'Alten Massage' verlorengegangen, - in Indien durch zerstörerische Moslem-Invasionen im Norden, und auch in Thailand wurden die meisten der in Khmer- und Pali-Sprache abgefassten, medizinischen Schriften bei der Zerstörung der Königsstadt Ayutthaya, dem damaligem Zentrum thailändischer Kultur, im Jahre 1767 bei einer Invasion burmesischer Eroberer fast restlos vernichtet.

Nur Fragmente der kostbaren alten medizinischen Schriften überdauerten die Zerstörung  Ayutthayas. Der thailändische König Rama III nutzte diese wenigen verbliebenen Fragmente als Basis für die Erstellung der berühmten Steintafeln des Tempels Phra Chetuphon (Wat Po), in Bangkok.

Trotz der Zerstörung eines Großteils der alten Schriften ist das Wissen um die 'alten Massage-Techniken' nicht verlorengegangen. Es hat in den buddhistischen Mönchsklostern, sowie im Volk überlebt, da es weiter von Generation zu Generation bis zum heutigen Tag gelehrt und praktiziert wird.


Im Norden Thailands wird eine eher sanfte Druckmassage gelehrt, die im Wesentlichen auf harmonische Entspannung ausgelegt ist. Der südliche härtere Stil, wie er zum Beispiel in der Schule im Wat Po in Bangkok (wo auch ich ausgebildet wurde) gelehrt wird, gilt als die intensivere Druckmassage, die in Thailand auch bei Krankheit eingesetzt wird. Natürlich entwickelt der einzelne Masseur auch seine eigene Massage-Technik, die meistens Elemente aus beiden Stilen vereint. Die Art und Intensität der Massage wird aber auch auf das Empfinden des jeweils Massierten, nach einem entsprechenden Vorgespräch abgestimmt. Wichtig ist, daß Sie im Vorgespräch auch eventuelle Leiden, Gebrechen und Problemzonen Ihres Körpers mitteilen, damit die Massage individuell auf Sie und Ihren Körper abgestimmt werden kann.


Durch die traditionelle thailändische Druckmassage wird der Körper des Empfängers von Kopf bis Fuß systematisch gelockert, gedehnt und bewegt. Längs der körpereigenen Energielinien (Sen), werden durch Pressur Blockaden und Verspannungen gelöst, um ein freies Fließen der Lebensenergie in den Energiebahnen zu ermöglichen. Die Pressur erfolgt hauptsächlich durch Finger und Daumen, aber auch mit Handballen - selbst Ellenbogen und Füße werden gelegentlich eingesetzt. Ergänzt wird die Pressur durch gewisse Dehn- und Streck-Techniken. Diese Kombination dient der passiven Ertüchtigung des Massierten, und verschafft diesem völlige Entspannung - eine Wohltat für Körper und Seele. Darüber hinaus wird die Thai-Druckmassage auch gezielt gegen diverse Beschwerden und Leiden eingesetzt und hat hier sowohl vorbeugenden, als auch heilenden Charakter. Dadurch ist sie für eine sehr breite Zielgruppe einsetzbar: Für körperlich aktive Menschen wie Sportler oder "Schwerarbeiter",  für körperliche eher passive Menschen wie "Schreibtischtäter", sowie auch für Gestresste. 
Für sie alle kann sich die traditionelle Thai-Massage als hilfreich, lindernd und erquickend erweisen. 

"Wenn irgend jemand in Siam (Thailand) krank ist, beginnt er damit, seinen ganzen Körper von jemandem, der darin geübt ist, bearbeiten zu lassen. Dieser macht sich über den Körper des Kranken her und trampelt ihn unter seinen Füßen."
(Simon de la Loubere, 1690, französischer Gesandter am königlichen Hof in Thailand.) 

Bei der "normalen" europäischen Massage wird meist auf einer tischhohen Massageliege massiert. Der Masseur steht über den Massierten gebeugt und setzt für die Massage lediglich seine Hände ein. Er verliert nach stundenlanger Massage-Arbeit selbst viel Energie, worunter seine Konzentration, wie auch sein Feingefühl für das Geben der Massage leiden kann. Er ist durch diese stehende, gebeugte Haltung selbst für Kreuzschmerzen und Ähnliches prädestiniert. Bei der Thai-Masssage hingegen befindet sich der Masseur kniend, sitzend auf einer Ebene mit dem Massierten, neben, über, eben bei ihm. Die somit weit größere Nähe zum Klienten ist nötig, da der Masseur auch seinen eigenen Körper wie z.B. Füße etc. einsetzt, um die einzelnen Techniken der Thai-Massage, die darin enthaltenen Dehn-Übungen u.ä. durchzuführen. Der Masseur, als Gebender nimmt somit mehr an den einzelnen Massage-Abläufen teil, im Einklang mit dem Empfangenden. Durch ein durchdachtes System von Bewegungsabläufen wird auch dem Masseur nicht allzuviel Kraftanstrengung abverlangt, was es ihm erlaubt, selbst ebenfalls relativ entspannt, in Harmonie mit dem Klienten aus der Massage hervor zu gehen.